Das Handy von Prinz Eisenherz war nicht sehr groß, etwa die Größe einer Schachtel Marlboro light Menthol. Das lag daran, dass es noch keine Smartphones gab. Er saß im Zimmer, auf dem Boden. Als er aus dem Fenster schaute, sah er immer wieder das Kettenhemd auf und abflattern. Selbst nachdem er die ganze Nacht im Club gefeiert hatte, hängte er es eine Nacht aus dem Fenster und danach duftete es wieder nach Wind und Freiheit. „Lackschuh Baby ich hab maximum rizz, ich bin nicht ihr Fitnesstrainer trotzdem mach ich sie fit“ kam aus dem Lautsprecher. Der Typ hatte echt die Vollmeise, allerdings hatte er ein paar gute Lines, wie „weil ihr Charme zum tragen kam, so wie Freunde beim Umzug“ oder „ich bin wie ein alter Streit, denn sie hat mich geklärt.“* An der Rezeption war dieser Song oft gelaufen. Sein Chef dort hatte wirklich ein Wutproblem gehabt, konnte dabei aber lustig sein, wenn zum Beispiel ein Gast anrief und fragte, wo sich das Hotel befinde, sagte er: „Soll ich persönlich zu Ihnen nach Hause kommen und sie abholen??“ Anfangs war es abenteuerlich und aufregend, aber tatsächlich stiegen dort von Zeit zu Zeit echte Kriminelle ab, ansonsten Drogendealer, fertige Gestalten oder auch harmlose Familien mit Kindern. Eisenherz fuhr sich durch die Haare, die ihm dunkel über die Schulter fielen und sagte vor sich hin: „sie ist der ro, der rote Pinselstrich auf dem Gemälde seines Lebens“...hm, das war schon ziemlich kitschig, aber andererseits war es ja wirklich so….gewesen. Er sprang auf, streckte sich und holte das Kettenhemd vom Fensterbrett, wie immer keine Spur mehr von der vergangenen Nacht, nur der Duft von Wind und….zzzzz….zzzzz...das war Torsten, „was gibt‘s? Ja, passt, bis dann.“ Das zottelige Tier war wieder dabei, stank bis zum Himmel, wenn es dann noch einen Scheißhaufen machte und Thorsten ihn einpackte, verstand er es es noch weniger, seine Tante hatte auch so ein Tier gehabt, Tante Gerti mit den tätowierten Augenbrauen. Aus irgendeinem Grund musste er bei Tante Gerti auch immer an die böse Stiefmutter von Schneewittchen denken. „Alles in Westhand“ Thorsten zeigte auf die rießigen Wohnblöcke, zwischen denen sie hindurchliefen. Eisenherz dachte an Katharina. Er hatte ihren Mantel gestern getragen, die drei Ostperlen kamen gut an. Zuhause musste er ihn unbedingt bügeln.

 

 

 

 

 

 

 

 

*aus "Maximum rizz" von Ski Aggu