Zu- Fall
Der Zufall passiert einem, es fällt einem etwas zu. Unter Zufall wird allgemein ein Ereignis verstanden, dass nicht vorhersehbar, berechenbar und unerwartet ist, er ist wegen seiner Unvorhersehbarkeit mit einem überraschenden Effekt verknüpft. Im Wortsinne ist es etwas, was einem zufällt, man muss es also auch auffangen. "Das Mädchen hat Ohrringe, der Busfahrer auch, es wäre gescheiter, das Leben ging weiter." Das ist ein Gedicht von Martin Kippenberger, ob er die Worte vor sich hingesagt hat und diese ihm dann aufgefallen und zugefallen sind, die Zusammenstellung eben so passierte, wissen wir nicht, aber wir wissen sicher, dass es mit den 26 Buchstaben des Alphabets für uns konserviert und übertragbar gemacht wurde. Diese Schrift entstand wahrscheinlich im Ursprung der Abstraktion von Bildern. Diese Bilder wurden Phonemen zugeordnet. Diese Zuordnung der Phoneme zu den graphischen Bildern könnte zufällig gewesen sein, dem Akteur, der diese Verbindung zwischen Laut und dem Bild hergestellt hat könnte diese Zu- Gefallen sein. Denn ein I kann ich nicht schreiben, wenn ich nicht weiß, wie ein I sich anhört. Die Entsprechung der Zuordnung eines Phonems zu einem Bild braucht also einen aktiv Handelnden. Basis ist ein Zufall des Wählens und Verknüpfens eines uns unbekannten Akteurs aus der Vergangenheit der einem Bild einen Laut zuschrieb. Die Zuordnung der Schriftzeichen zu Lauten ermöglichte eine Klaviatur, die das komplexe System der Schrift und damit der Verständigung durch die Variation von Zeichen auf einem Schriftträger zugänglich machte. Die Hypothese ist hier, dass der Ausgangspunkt für ein komplexes System die bewusste Entscheidung zu einer zufälligen Handlung von einem Akteur voraussetzt. Komplexen Systemen könnte also ein Zufall zugrunde liegen, der dann, nachdem er in eine Ordnung gebracht wurde ein System bilden kann. So wie mit dem Alphabet durch Laute Wörter entstehen, so werden auch in der Musik durch Noten Laute auf Papier zu einem in sich funktionalen System zusammengesetzt. Schwarze Punkte mit und ohne Füllung variieren zwischen fünf Zeilen und sind Träger von Musik. Das Alphabet der Musik sind die Noten. Auch hier ist die Frage nach der ursprünglichen Verknüpfung von Laut und Note, die auf einen Zufall verweist, denn es ist wahrscheinlich, dass die ursprüngliche Zuordnung eines Lautes zur jeweiligen graphischen Umsetzung einer Note dem Schreiber zugefallen ist. Durch das Notensystem ist das langfristige Konservieren von Musikstücken möglich geworden. Wir können heute noch die Opfern von Mozart aus dem 18. Jahrhundert hören und in der Oper auf der Bühne Sängern zuhören, die die Musik über die Noten gelernt haben, weil diese systematisch mit graphischen Zeichen übersetzt und übertragbar gemacht wurde. Auch Kostüme sind wichtig für die Bild- Komposition auf der Bühne. Am Anfang waren in der Popkultur simple Überwürfe zu sehen und mit der Zeit entwickelte sich ein immer komplexeres Bild.